Eine experimentelle Analyse der Verhandlungen um ein Endlager für radioaktiven Abfall (EXPANDER)
Laufzeit: 2015-2018
Download Flyer: Flyer_EXPANDER.pdf
Motivation
Das BMWi-Förderkonzept zielt nicht nur auf die natur- und ingenieurswissenschaftliche Betrachtung der Endlagerung, sondern auch auf das Verständnis des gesellschaftlichen Diskurses.
Auf der Suche nach einem Endlager für hochradio-aktive Abfälle sind Entscheider auf allen Ebenen angesichts des extremen Planungshorizonts, der Vielzahl der involvierten Gruppen und der technischen Planungsunsicherheit vor eine besondere Herausforderung gestellt. Gleichzeitig birgt aber auch das Ausbleiben einer Entscheidung ein erhebliches Risiko für Gesellschaft und Umwelt.
Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Herausforderungen der Allokation dauerhafter Gefahrengüter am Beispiel der Endlagerung hochradioaktiven Abfalls besser zu verstehen, Ansätze für eine Lösung dieses gesellschaftlichen Dilemmas zu identifizieren und daraus (wirtschafts-)politische bzw. strategische Empfehlungen abzuleiten
Ansatz des Projektes
Im Projekt Expander wird ein gemischt-methodischer Ansatz entwickelt und angewandt, der ausgehend von einem entscheidungstheoretischen Modell die Daten aus qualitativen Interviews, Medienbeobachtung und ökonomischen Experimenten verbindet.
Die folgende Abbildung zeigt eine Übersicht über den Projektablauf.
Der Interview-Leitfaden, der die Fragen und Struktur der Interviews vorgibt, basiert zu weiten Teilen auf den erwarteten Effekten der experimentellen Umsetzung des Entscheidungsmodells. Das zur Auswertung dieser Interviewdaten verwendete Codebuch wird darauf auch bei der Aufbereitung der Print-Mediendaten verwendet. Nach ausführlichen Experteninterviews, die der Modellvalidierung und der Evaluation der qualitativen Ergebnisse dienen, werden die Arbeitspakete zusammenführend ausgewertet
Ergebnisse
Ökonomische Modellierung und Experimente
Zu Beginn wurde ein Verhandlungsspiel entwickelt, in dem die Probanden in Kleingruppen über die Verteilung kostenverursachender Güter verhandeln. Während die theoretische Vorhersage, die rationales Verhalten unterstellt, einen aus Gruppensicht ineffizienten Verlauf prognostiziert, lassen sich im Labor die Wirkung sozialer Normen in diesem Entscheidungsproblem feststellen.
Stakeholder-Interviews
Es wurden bislang 22 Stakeholder aus unterschiedlichen Gruppen zu ihren persönlichen Motiven, Wünschen und Forderungen intensiv befragt. Während alle Gruppen einhellig das bisherige Management- und Kommunikationskonzept in der Endlagersuche kritisieren, zeigen sich vor allem bei den Forderungen bzgl. des Neustarts der Suche konträre Sichtweisen und Positionen.
Mediendatenanalyse
In diesem Arbeitspaket werden etwa 1.300 Artikel deutscher Print-Medien analysiert. Daten für Frankreich und Schweiz liegen ebenfalls vor. Die Tonalität der deutschen Stichprobe liegt in etwa 90 Prozent der Fälle in den Kategorien „neutral“ bis „sehr negativ“, besonders negativ fällt dies bei Umweltthemen aus. Die Tonalität weiterer Unterthemen ist in Abbildung 2 dargestellt. Auffällig ist dabei die negative Berichterstattung über das Vertrauen in Staat und Politik.
Experteninterviews
Es wurden bislang vier Interviews mit Experten geführt, die die Validierung der Ergebnisse und vor allem des Entscheidungsmodells zum Ziel hatten. Dabei wurden wichtige Expertenmeinungen zur Einordnung der Ergebnisse eingeholt.
Die folgende Abbildung zeigt die Tonalität der Stichprobenartikel zu Unterthemen.
Ausblick
Im weiteren Verlauf werden die Daten der einzelnen Arbeitspakete zusammengeführt, um gezielte Aussagen zu Einflussfaktoren auf Gruppenentscheidungen über die Verteilung von Kosten und Risiken zu treffen. Mit einer aus den qualitativen und quantitativen Daten entwickelten Theorie werden das Akzeptanzproblem sowie die Ansatzpunkte zur Überwindung verständlich.